24 Aug 2022

Mobbing in der Pflege: Die meisten schauen einfach weg

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Mobbing bedeutet so viel wie systematisches Fertigmachen und Belästigen. Vielen Pflegekräfte mussten genau damit leider schon viele Erfahrungen machen. Denn auch ein soziales Berufsfeld wie die Pflege ist betroffen – sogar viel mehr, als so manch anderes. Die aktuellen Rahmenbedingungen in der Pflege unterstützen das Auftreten von Mobbingfällen in Kliniken und Heimen sogar noch. Der hohe Zeitdruck, Personalmangel und die Kosteneinsparungen sorgen unter Pflegekräften für Spannungen. Der ein oder andere lässt so Druck ab – und sorgt mit fiesen Bemerkungen und Grenzüberschreitungen dafür, dass die Kolleg*innen schon bald ihren Job hinschmeißen wollen. 

Mobbing in der Pflege Leider nicht (un)typisch

Pfleger*innen sind nah bei ihren Patient*innen, sie erleben ihre Schicksalsschläge, ihr Leiden und ihre Belastungen. Alles Situationen, die sie ohnehin schon mitnehmen und unter enormen Stress setzen. Wenn dann das Verhältnis zu den Kolleg*innen ebenfalls zur Belastung wird, kann es schnell sehr schlimm für Betroffene werden. Deswegen ist es umso wichtiger direkt zu handeln, sobald der Verdacht von Mobbing im Raum steht. Je früher man versucht sich zu wehren, desto höher sind die Chancen, dass die Situation besser wird. Besonders eignet es sich hierbei, so Expert*innen, den oder die Mobber*in direkt anzusprechen und eindeutig zu signalisieren dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist.

Doch nicht jede*r ist mutig genug, so offen in die Konfrontation zu gehen oder hat sogar Angst, dass die Kolleg*innen sich auch auf die Seiten der Mobber*innen stellen. Oftmals neigen Betroffene dann dazu, die Situation zu verdrängen oder zu verharmlosen. Hier hilft es, sich an der offiziellen Mobbing-Definition zu orientieren und sich bewusst zu machen, was gerade passiert ist.

Der schmale Grad zwischen Streit und Ausgrenzung

Nicht jeder hitzige Streit über die Verantwortlichkeit für die Übernahme der Nachtschicht muss gleich Mobbing sein. Ungereimtheiten gehören dazu und sind bis zu einem gewissen Grad auch normal. Wenn jedoch immer die gleiche Person als Sündenbock hingestellt und sich verstärkt über diese Person lustig gemacht wird, dann sollte man hellhörig werden. Weitere Warnzeichen können ständiges Nörgeln und Kritisieren sein, vor allem von belanglosen Dingen. Auch Ausgrenzung und das absichtliche Vorhalten und Aufzählen von Fehlern lässt sich als Wahnsignal identifizieren. Beleidigungen bis hin zu Sabotagen um  andere und ihre Arbeit in einem schlechterem Licht dastehen zulassen, gehören ebenfalls nicht zu den Seltenheiten.

Das größte Ziel, welches durch Mobbing verfolgt wird liegt darin, die betroffene Person so lange unter extremen Druck zu setzen bis sie Fehler macht und versagt.
Am besten ist es, wenn Betroffene ein Mobbingtagebuch anlegen – das macht es im Nachhinein leichter nachzuweisen, was wirklich alles passiert ist. Wichtig hierbei ist es, keine persönliche Wertung aufzuschreiben, auch wenn es schwer fällt. Vermutungen und Unterstellungen gehören ebenfalls nicht in dieses Tagebuch. Es ist wichtig, das Problem offen zu thematisieren, so zum Beispiel wenn mit Kolleg*innen, Freunden oder Psychologen drüber gesprochen wird.

Was folgt auf Mobbing?

Ausgeschlossen und gemobbt zu werden sind Erfahrungen als Pflegekraft, auf die man gerne verzichten könnte. Was bleibt ist ein oft komplett veränderter Mensch, der mit starken Selbstzweifeln und Schuldgefühlen zu kämpfen hat. Aber auch der fast komplette soziale Rückzug bis hin zu Angstzuständen sind keine Seltenheit. Nehmen unschöne Kommentare, Bemerkungen und Angriffe gegen die Betroffenen und ihre Person jedoch zu, dann ist allerhöchste Vorsicht geboten. Auch wenn es nicht mehr die Arbeit betrifft, sondern sich konkret gegen die Person richtet.

Ein- statt Ausgrenzen

Solltest du mitbekommen, dass einer von deinen Kolleg*innen aus der Pflege gemobbt wird, scheue dich nicht es anzusprechen. Des weiteren ist es wichtig:

  • Nicht mitzumachen, sondern Partei für das Opfer zu ergreifen
  • Spreche die Person darauf an. Auch Mitläufer*innen sollten angesprochen werden, um sie für das Thema zu sensibilisieren
  • Führe keinen Schritt ohne das Einverständnis der betroffenen Person durch und spiele die Situation nicht herunter
  • Schaffe eine guten Streit- und Konfliktstruktur als Arbeitgeber.Man sollte im Unternehmen umfangreich über das Thema Mobbing am Arbeitsplatz informieren und Fort- bzw. Weiterbildungen anbieten, sowohl für Mitarbeiter*innen als auch für Führungskräfte

Die Erfahrungen unserer Community mit Mobbing in der Pflege

Gemeinsam gegen Mobbing – das ist unsere Devise und stolz können wir behaupten, es ist auch eure! Wir haben euch auf Instagram nach euren Erfahrungen und Meinungen zum Thema Mobbing gefragt und bekamen unzählige Antworten, welche jedoch eines bestätigten: Auch in der Pflege gibt es immer noch ein Problem mit Mobbing am Arbeitsplatz. Über 80% finden, dass immer noch zu wenig über dieses ernste Thema gesprochen wird, man es lieber unter den Tisch kehrt und weg sieht. Über die Hälfte unserer Befragten waren selber schon einmal Opfer von Mobbing. Doch von ihren Vorgesetzten konnten nur wenige etwas erwarten, in der Regel wurde weggeschaut oder es wurde gar nicht erst bemerkt. Eine traurige Bilanz, da auch von 80% der Befragten, durch Kolleg*innen keine Hilfe oder der Gleichen kam. Mögliche Gründe, warum es vermehrt zu Mobbing kommt, gibt es viele. So will jede*r immer der/die Beste sein und nicht selten schießt sich ein Team, welches schon seit Jahren zusammenarbeitet, auf neue Kolleg*innen ein. Oft herrscht bereits eine gewisse Hierarchie vor, wo neuen Kolleg*innen Neid und Frustration entgegengebracht wird. Grundlegend wirke sich die allgemein vorherrschende Unzufriedenheit in der Pflege schlecht auf den Arbeitsalltag aus. Auch Überlastung und die Tatsache dass Menschen sich durch Mobbing profilieren sind mögliche Faktoren dafür das Mobbing entstehen kann.

Dennoch gibt es einige Ansätze welche dafür sorgen könnten, dass Mobbing am Arbeitsplatz reduziert wird. So müsse es viel mehr eine*n Ansprechpartner*in geben, welchen sich Betroffene anvertrauen können und für solche Situationen ausgebildet ist oder Fortbildungen zu dem Thema besucht hat. Gemeinsam sollte mit mehr Toleranz und gegenseitigem Vertrauen gearbeitet werden, anstelle von Neid und Missgunst. Auch ein konsequentes Verhalten bezüglich Mobbing und verstärkte Maßnahmen zur Teambildung wird von den Pfleger*innen gewünscht.

Klar ist jedoch, es muss sich etwas ändern! Denn die Pflege ist ein Team-Beruf, man muss sich auf seine Kolleg*innen verlassen können und gemeinsam für die Patient*innen alles geben. Denn jeder sollte für seine Leistung gelobt und anerkannt werden.

Wie ist das bei dir: Hast du schonmal Mobbing am Arbeitsplatz erlebt?

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